Mittwoch, 6. Mai 2009

ABRAHAM - Aufbruch in ein weites Land

ABRAHAM - Genesis 12: Aufbruch in ein weites Land
Hinweise für ältere Menschen zur Feier ihrer Goldenen
Konfirmation


Liebe Gemeinde,

in vielen biblischen Geschichten steckt eine Kernaussage, die wie eine Glut wirkt. Manchmal glimmt diese nur noch schwach vor sich hin. Wird sie aber entfacht, entwickelt sich die Glut zu einem lodernden Feuer, das Menschen ergreift und sie selbst brennend macht. Wir werden im Feuer lebendig.

Abraham war ein solcher von Feuer entfachter Mensch. Wir nennen ihn „Vater des Glaubens“. Sein Lebensgefühl war geprägt von Vertrauen ins Leben, in die Welt und in seine Zeit, Vertrauen in die Sterne am Himmel oder den Sand am Meer – was ihm beides zum Zeichen wurde für seine Verwirklichung in zahlreichen Nachkommen. Vertrauen aber vor allem zu einem Gott, der ihn aus sich herausrief und versprach, ihn in die Weite zu führen.

Abraham ist der Stammvater Israels. Von Adam und Eva stammen nach dem Mythos der Bibel alle Menschen ab. In Adam und Eva sind sich alle Menschen hinsichtlich ihres Menschseins gleich. Auf Abraham aber werden nicht alle zurückgeführt, sondern nur die, die sich in ihm in besonderer Art und Weise erwählt fühlen.
Für die Juden ist Abraham der Stammvater des Volkes Gottes. Für den Juden und Christen Paulus – und mit ihm für alle Christen – ist Abraham der „Vater des Glaubens“, also der Stammvater des neuen Israels, des Glaubensvolkes aus Juden und Heiden. Für die Muslime ist Abraham einer der ganz großen Propheten, einer, in dem wir alle gesegnet sind oder einer, an dem sich die Geister scheiden: Wer ihn segnet, der wird gesegnet sein. Wer ihm Übel will, der wird selber ins Übel, in den Fluch fallen.

Was ist an Abraham so wichtig, dass er zum „Vater“ schlechthin wird, dass „Vater Abraham“ zu einem stehenden Begriff wird?

Wir hören, dass Abraham ein herumirrender Nomade war. So hatte er keine Heimat, kein Land, das ihm wirklich gehörte. Er wird gar nicht gewusst haben, wohin er eigentlich gehörte.
Andererseits besitzt er alles: er hat eine Frau, eine Großfamilie mit Nichten und Neffen, er hat Knechte und Mägde und viel Vieh.
Er hätte sich sogar einrichten können. Er besaß Gastrecht in dem Land, in dem er sich aufhielt. Er hätte…- aber das tat er nicht.

Eines Tages wusste er, was er zu tun hatte. „Geh aus deinem Vaterland und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen werde. So hörte er.
Abraham war zu der Zeit 75 Jahre alt. Auch wenn die Bibel andere Lebensspannen kennt heißt das, dass er kein Jüngling mehr war. Der gehörte Hinweis war also nicht irgendeine Jugendidee, ein Experiment ins Abenteuer wie es jungen Menschen zusteht. Es war eine Notwendigkeit, die sich dem gestandenen Mann aufdrängte. Als sagte die Stimme: du musst das tun, weil du mehr bist als es dir dein Vater vorgibt. Es beginnt mit dir etwas ganz Neues, also „geh aus deines Vaters Hause!“ Dein eigentliches Land wirst du erst noch finden, wie du auch das erst noch bekommen sollst, was dir noch fehlt und was du so sehnlich erwartest: einen Sohn, einen Nachkommen, einen Fortsetzer.

Das alles steht unter dem Segen. Es wird so zur Fülle: Das Land wird herrlich und reich, fruchtbar sein, und aus deinem Sohn wird ein Volk. So zahlreich wie die Sterne am Himmel oder der Sand am Meer. Das ist Segen: Land und Kinder. Das ist Reichtum. Wer diesem Segen sich entgegensetzt, der fällt in den Fluch. Dann gelingt nichts mehr. Das Leben ist ein Jammer, auch wenn man noch so vieles andere besitzt.

Abraham glaubte Gott und machte sich auf den Weg und auf die Suche.

Wenn es stimmt, dass wir nach der Verheißung seine Kinder sind, dass wir also die Sterne am Himmel und die Sandkörner am Meer sind – sind wir dann auch wohl Menschen von seinem Geist? Menschen von Abrahams Geist. Das ist die Glut, die wir in uns finden können, auch wenn sie angesichts unseres Alters schon fast ausgeglüht zu sein scheint.
An einem Festtag wie dem der Goldenen Konfirmation schaut man gerne zurück: Weißt du noch, fragt man und erinnert sich. Was haben wir nicht alles erlebt! Dass das nun schon 50 oder 60 Jahre zurückliegen soll! Andererseits: So, wie es jetzt aussieht, ist es gut. Die wohlverdiente Rente reicht mehr oder weniger, die Kinder sind schon lange groß. Vielleicht sind sogar Enkel oder Urenkel da. So wie es ist, ist es gut.

Nein! – sagt der Geist Abrahams. Geh! Geh aus deines Vaters Haus. Verlass wenn nötig die Bequemlichkeiten. Es kommt noch etwas. Ein Stück Weg liegt noch vor dir. Vielleicht ist es sogar noch das wichtigste Stück Weg, weil du von dem Alten und Vergangenen immer mehr loslassen kannst. Du darfst gar nicht soviel Gepäck mit dir herumschleppen. Du musst es ja schleppen! Du brauchst auch dein ganzes Sorgen-Gepäck nicht mehr. Mach dir nicht unnötige Sorgen! Aber geh! Gehe deinen Weg – bis ins gelobte Land!

Als wir 14 o. 15 waren, da haben wir wohl gedacht, dass das ganze Leben wie ein gelobtes Land vor uns liegt. Wir mussten es nur ergreifen und etwas aus ihm machen. Und das haben wir dann ja auch: wir haben gearbeitet, geschafft, mal mit weniger, mal mit mehr Erfolg.
Jetzt merken wir, dass es um solche Erträge eigentlich gar nicht geht. Es war gut so,- aber der Weg führt noch weiter. Es war noch nicht das Ziel.
Alles, was ich gesammelt oder erworben habe, muss ich auch wieder loslassen. Das muss nicht bitter sein. Es kann auch wie eine große Befreiung wirken. Je freier ich werde, desto lieber gehe ich auf meinem Weg, auf dem Lebensweg voran. Dabei sehe ich so viel Schönes und so vieles, was ich noch zu beenden und abzuschließen habe. Vieles, das zu vollenden ist..

Alles steht unter dem Segen. Solange ein Mensch geht und sich bewegt, ist er gesegnet. Erst wenn sich nichts mehr tut, schläft auch der Segen ein. Diese Lebensenergie der Bewegung ist die eigentliche Glut. Und da ist ein Gott, der lockt und lockt und lockt. Der ins Leben verlockt. Komm, Abraham, sagt er dem Alten. Es gibt noch so manches, das ich dir zeigen will.

Und Abraham glaubte Gott und ging.
Wir sind Abrahams Kinder. Wir sind in ihm gesegnet. Gehen wir also weiter. Es wird ein Segen sein.

AMEN

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